Als wir vor rund 20 Jahren in Zusammenarbeit mit dem FEZ Berlin (mehr zum FEZ finden Sie in den Links unter Quellen) die Veranstaltung „Kinder an die Börse“ durchführten und für das Event im Ludwig Erhard Haus, Sitz der IHK Berlin, mit Plakaten warben, war die Aufregung groß. Es wurde uns vorgeworfen, Kinder zu Zockern heranzuziehen und Kinder für den Kapitalismus zu instrumentalisieren. Die Kinder hatten trotzdem Spaß beim Kauf von Schokoladen- und Spielzeugaktien und die Ausstellung des FEZ zum Thema „Geld“ war ebenfalls sehr erfolgreich.
Die Aufregung um das von den Wirtschaftsweisen vor einigen Wochen vorgeschlagene Kinderstartgeld hingegen hielt sich in Grenzen. Sind die Deutschen inzwischen weiter und verteufeln Aktien und Börse nicht mehr? Ein klares Jein. Seit der Corona-Pandemie erfreut sich der Handel von Aktien an der Börse bei jungen Menschen zwar einer größeren Beliebtheit, ein Land der Aktionäre sind wir trotzdem immer noch nicht. Und hier wollen die Wirtschaftsweisen mit dem Kinderstartgeld ansetzen.
Dem Sachverständigenrat geht es beim „Kinderstartgeld“ nicht nur um Renditen, sondern um Finanzbildung. „Das Kinderstartgeld kann die nationale Finanzbildungsstrategie sinnvoll ergänzen“, so die Wirtschaftsweisen. Es ziele darauf ab, Finanzverhalten durch das Lernen aus Erfahrungen zu stärken – anstatt auf theoretisches Wissen. Jedes Kind ab sechs Jahren soll monatlich 10 Euro erhalten. Dieses Geld wird zunächst von den Eltern in einen breit gestreuten UCITS-Fonds (Erklärung siehe Link unter Quellen) investiert werden. Übernehmen das die Eltern nicht selbst, fließt es automatisch in einen UCITS-Aktienfonds. Sobald die Kinder 15 Jahre sind, sollen sie selbst entscheiden, wie sie ihr Geld anlegen. Durch das Investment würden Eltern und Kinder die Funktionsweise der Börse sowie verschiedene Börsenzyklen kennenlernen.
Kritiker finden das Konzept nicht ganz zu Ende gedacht. Zum einen wären die Eltern womöglich ohne Unterstützung mit der Anlage überfordert, zum anderen sei der Betrag von 10,00 Euro für die meisten Erziehungsberechtigten einfach zu niedrig, um sich tatsächlich mit der Geldanlage auseinanderzusetzen. Beispiele aus anderen Ländern (USA, Kanada, Großbritannien) zeigen, dass die Eltern einfach die Standardoption auswählen und sich dann nicht weiter kümmern. Befürworter sehen das Kinderstartgeld hingegen durchaus positiv. Voraussetzung sei allerdings die aktive Begleitung der Eltern und Kinder bei diesem Thema.
Sowohl Kritiker als auch Befürworter räumen dem Kinderstartgeld aufgrund der angespannten Haushaltslage allerdings wenig Chancen ein. Die Kosten von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr seien derzeit einfach zu hoch.
ARD, 09.10.2024: „Staatliches Aktiensparen für Kinder?“. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/finanzbildung-kinderstartgeld-sachverstaendigenrat-100.html
Handelsblatt, 07.10.2024: „„Wirtschaftsweise“: Kindern Geld für Fonds-Kauf geben“. https://www.handelsblatt.com/dpa/aktien-wirtschaftsweise-kindern-geld-fuer-fonds-kauf-geben/30026552.html
ZDF, 30.05.2024: „Kinder an der Börse: Ein sinnvoller Ansatz?“. https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/kinder-startgeld-aktien-investieren-boerse-100.html
Infos zum FEZ: https://fez-berlin.de/ueberuns/dasfez-berlin
Infos zu UCITS: „Was heißt eigentlich UCITS? – ETF Richtlinien in Deutschland einfach erklärt“. https://finanzwissen.de/etf/ucits/
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