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KI-Wahnsin

Aufatmen am Wochenende – nach den Turbulenzen der letzten Tage scheinen sich die Finanzmärkte wieder zu erholen. Im Fokus stehen weiterhin Technologie-Werte und natürlich Aktien rund um das Trendthema Künstliche Intelligenz. Auch diese technische Neuerung unterliegt an der Börse den üblichen Zyklen. Zuerst Euphorie, die hohe Nachfrage nach Aktien aus diesem Bereich lässt die Kurse nach oben schießen; dann kommt die Ernüchterung, weil die Technik sich doch nicht so schnell durchsetzt wie erwartet, die Kurse fallen. Schließlich kommt es zur Konsolidierung, Kurse pendeln sich ein.

Aktuell sieht es so aus, als stünden die Märkte vor der realistischen Einordnung der Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI). Das würde bedeuten, dass man erste Rücksetzer bei der Entwicklung eingepreist hat, weil man den ökonomischen Erfolg der Unternehmen im KI-Sektor nüchterner und damit realistischer einschätzt. Denn Rücksetzer gibt es aktuell nicht nur bei den Kursen, sondern auch bei der Weiterentwicklung der KI. Denn die KI stolpert gerade über sich selbst, denn KI trainiert inzwischen KI – und das geht häufig schief.

Schon bisher waren die Modelle, mit deren Daten die KI trainiert wurde, fehlerhaft und bildeten die Realität nur teilweise ab. Denn die KI lernt häufig über das Internet, das sich von der realen Welt signifikant unterscheidet – vor allem durch die Gewichtung der Inhalte. Die KI hat also ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit und kann daher nicht autonom, also ohne Kontrolle eingesetzt werden. Verschärft wird dieses Problem dadurch, dass inzwischen viele Internet-Inhalte selbst KI-generiert sind. KI-Fotos, KI-Texte, KI-Videos – die KI bezieht sich immer mehr auf sich selbst.

Forscher haben nun festgestellt, dass diese Selbstreferenzialität die Fehlerquote noch einmal ansteigen lässt. Texte werden einander immer ähnlicher, Fotos verlieren an Detail – das könnte am Ende zu einem Modellkollaps führen. Diese „Krankheit“ der KI hat inzwischen auch einen Namen: „Model Autophagy Disorder“ (MAD), eine Art Rinderwahnsinn. Das Ende der KI bedeutet dies jedoch nicht. KI für abgegrenzte Wissensbereiche in Medizin, Technik oder Industrie ist gegen diese Krankheit weitestgehend immun, denn sie wird mit unternehmenseigenen Daten trainiert. Spezialisierte KI-Modelle könnten daher tatsächlich zu Produktionsgewinnen führen.

Quellen:

Börsen-Zeitung, 05.08.2024: „Wenn die KI wahnsinnig wird“. https://www.boersen-zeitung.de/konjunktur-politik/wenn-die-ki-wahnsinnig-wird (kostenpflichtig)

Stuttgarter Zeitung, 05.08.2024, 26.07.2024: „Warum KI, die von KI lernt, immer dümmer wird“. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.droht-kuenstlicher-intelligenz-der-kollaps-warum-ki-die-von-ki-lernt-immer-duemmer-wird.2bbb53e6-a600-4e11-a77b-741e86b67415.html

 

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