08.11.2024. „Warum Kamala Harris verliert“ – das war die Überschrift eines Artikels des Zukunftsökonomen Bernd Thomson in der ersten November-Wochenendausgabe des Handelsblatts. Und am Mittwoch dieser Woche sollte sich seine Prophezeiung erfüllen. Nach vier Jahren Pause wird Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehren. Verantwortlich dafür sind laut Thomson die Economies-of-Emotion-Effekte (EoE-Effekte).

EoE-Effekte machen laut Bernd Thomson 85,7 Prozent aller menschlichen Entscheidungen aus. Diese aus dem Bauch heraus getroffenen Entscheidungen werden dann im Nachhinein häufig rational begründet. Das gilt offensichtlich auch für politische Entscheidungen, wie eine aktuelle Studie der Universität von Colorado zeigt. Es wurde untersucht, warum Menschen Politiker unterstützen, obwohl sie wissen, dass die Politiker lügen. Ergebnis: Sowohl Demokraten als auch Republikaner sind bereit, Lügen zu akzeptieren, wenn sie denken, dass das ein ihnen wichtiges Thema voranbringt.

Auch wenn die Wahl Trumps zum Präsidenten nicht überraschend war, wie eindeutig er den Sieg eingefahren hat, hat dann doch überrascht. Die Händler an der Börse Berlin und an der TradgegateExchange hatten an diesem Mittwoch jedenfalls alle Hände voll zu tun. Die wichtigsten deutschen Indizes legten am Vormittag zunächst deutlich zu, um dann noch deutlicher nachzugeben. Offensichtlich überwog nach der ersten Erleichterung über den überraschend deutlichen Ausgang der Wahl am Ende doch die Angst vor Handelskonflikten. Besonders deutsche Autobauer standen unter Druck.

Die US-Börsen hingegen eröffneten nach dem Trump-Sieg mit Gewinnen. Am heutigen Freitag notiert der Dax am frühen Nachmittag auf Wochensicht bei einem Minus von einem halben Prozent.

Ob sich die Wahl Donald Trumps nach seinen vier Jahren Amtszeit im Nachhinein rational begründen lässt, wird sich zeigen. Bis dahin dürften noch viele auf EoE-Effekten basierende Entscheidungen für wirtschaftliche und politische Überraschungen sorgen.