Wirtschaftswort der Woche - Betrügerische Freunde

Betrügerische Freunde

Dass Finanzbetrüger ihre Opfer überrumpeln und unter Zeitdruck setzen, ist hinlänglich bekannt. Auch an dieser Stelle haben wir mehrfach davor gewarnt. Nun breitet sich über das Internet offensichtlich eine „neue“, in der realen Welt aber bekannte, Betrugsmasche aus. Die Betrüger nehmen sich ausgiebig Zeit. Langsam bauen sie auf Online-Portalen Freundschaften auf. Am Ende verlieren die Opfer viel Geld.

Ist erst einmal Vertrauen aufgebaut, fällt es selbst eigentlich in finanziellen Dingen vorsichtigen Menschen schwer, Betrugsmaschen zu erkennen. Über zweifelhafte Apps investieren sie in Kryptowährungen. „Live“ können sie über ihre Smartphones verfolgen, wie die Kurse steigen und ihr Geld sich vermehrt. Sobald sich die Betrogenen ihren Gewinn auszahlen lassen möchten, werden sie aus ihren Trading-Kontos ausgesperrt. Das angeblich investierte Geld ist weg.

Liest man die Geschichten von Opfern, ist man meist sicher, dass einem selbst so etwas nie passieren könnte. Allerdings hatten das die meisten Opfer auch von sich selbst gedacht. Sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen, ist meist schon der erste Fehler. Betrügereien sind so alt wie die Menschheit, ein eingebautes „Betrugswarnsystem“ scheinen wir trotzdem nicht entwickelt zu haben.

»Es wurde schon mehr Geld mit gezücktem Kugelschreiber als mit vorgehaltener Pistole gestohlen«, schreibt der US-Kriminologe Frank Schmalleger. Inzwischen hat das Smartphone offensichtlich den Kugelschreiber abgelöst. Am Ende noch ein wichtiger Hinweis: Dass eine App von einem offiziellen App-Store heruntergeladen werden kann, ist kein Beweis für deren Seriosität. Die Prüfmechanismen können umgangen werden. Bleiben Sie wachsam!

Quellen:

Süddeutsche Zeitung, 21.05.2024, S. 13: „Mein Freund, der Betrüger“

Spektrum.de, 10.03.2021: „Wie wir Betrügern auf den Leim gehen“. https://www.spektrum.de/news/betrug-wie-wir-uns-manipulieren-lassen/1842898

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